Konzeption
Die charakteristischen Merkmale des Alten Schlachthof (stimulierende Unbestimmtheit, spannungsvolles Gegenüber von Alt- und Neu, spezifische Körnung, Ästhetik, Funktionalität, kommunikative Freiflächen: Aurazone, Shared Space) werden mit dem neuen Kreativwirtschaftszentrum an dem vorgesehenen, exponierten Standort aufgegriffen und zeitgemäß weiterinterpretiert.
Der Neubau ist gekennzeichnet durch eine maximale Transparenz und Offenheit, welche für die bauliche Integration des Gebäudes auf dem Areal notwendig ist.
Der Neubau leistet somit einen positiven Beitrag zum Erhalt und Ausbau der auf dem Areal vorhandenen durch Offenheit geprägten fast familiären Atmosphäre.
Das neue Gebäude zeichnet sich weiterhin durch ein hohes Maß an Robustheit aus, welches an dieser Stelle städtebaulich ebenfalls benötigt wird.
Die Architektur des Kreativwirtschaftszentrums ist dem zufolge uneitel, zeitgemäß und von zeitlos nachhaltiger Qualität. Sie lässt viel Raum für die eigene Vorstellung bzw. Interpretation.
Der selbstbewusst und eigenständig angelegte Neubau sucht dabei gleichzeitig eine gestalterische Verwandtschaft/Kompatibilität mit dem benachbarten Wachstums- und Festigungszentrum.
Die Architektur des Kreativwirtschaftszentrums bringt dabei auf zurückhaltende Art zum Ausdruck, daß hier die schon etwas „arrivierteren“ Start-Up-Unternehmen ihren Sitz haben.
Die klare bauliche Struktur verspricht die gewünschte hohe Flexibilität in der Nutzung.
Das Achsraster ist etwas großzügiger ausgebildet als beim benachbarten Wachstums- und Festigungszentrum.
Durch eine auf ein Minimum an Stützen und Wänden reduzierte Tragstruktur und die geringe Zahl an Installationsschächten (übereinanderliegende Nassräume) ergibt sich ein hohes Maß an Flexibilität und möglicher Einflussnahme auf die weitere Grundrissausgestaltung.
Das offene, den Grundriss durchstrukturierende Stützraster zeichnet sich auch in der strengen Rasterung der Fassade ab.
Die Fassadengestaltung beruht auf dem „Setzkasten“-Prinzip: Je nach Nutzung und Geschoss kommt eine überschaubare Anzahl von standardisierten Fassadenmodulen zum Einsatz.
Die robust angelegte Tragstruktur der Fassade besteht aus Sichtbetonfertigteilen mit OSB-Struktur.
Das Gebäude stellt somit eine flexible Plattform dar, welche die Nutzerinnen und Nutzer im Inneren nach dem Baukasten-Prinzip frei gestalten können. Der geplante Loft-Charakter bietet dabei viel Raum zur kreativen Entfaltung.
Durch den offenen Umgang mit Material und Konstruktion und durch die geordnete, im Bereich der mittleren Zone sichtbar unter der Decke ausgebildete Leitungsführung entsteht auch im Innenraum ein ablesbares, selbsterklärendes Gebäude als veredelter Rohbau nach dem Motto „What you see is what you get“.
Erschließung und Raumprogramm
Die Haupterschließung ist über eine sogenannte Schachteltreppe organisiert: Zwei räumlich voneinander völlig unabhängige Treppen sind so ineinander verschlungen, dass sie in ein Treppenhaus passen. Sie bilden ein besonders günstiges Verhältnis von Erschließungs- und Nutzfläche und dienen somit als besonders effiziente Lösung für die beiden notwendigen baulichen Rettungswege.
Die Haupterschließungstreppe (1. Rettungsweg) wird gegenüber der reinen Fluchttreppe (2. Rettungsweg) betont und herausgehoben: Sie ist von dem einladenden, mit einem bis ins 3. OG durchbindenden Luftraum angelegten Foyer aus zugänglich und natürlich belichtet und belüftet. Die Hauptzugangsbereiche von der Haupterschließungstreppe (1. Rettungsweg) zu den einzelnen Nutzungseinheiten sind großzügig und transparent ausgebildet. Die Fluchttreppe (2. Rettungsweg) bleibt dagegen dezent im Hintergrund.
Im EG sind neben dem einladend angelegten Foyerbereich vier Studioeinheiten und Technik- und Nebenräume vorgesehen. Jede Studioeinheit verfügt über einen abtrennbaren und trotzdem natürlich belichteten und belüfteten Ergänzungsraum (Verwaltung, Lager).
Im 1. - 3. OG und im 5. OG befinden sich insgesamt maximal 7 Mietgewerbeflächen. Im 1. - 3. OG sind jeweils wahlweise entweder jeweils zwei voneinander unabhängige Nutzungseinheiten (NUF ca. 415 qm + ca. 275 qm) oder eine zusammenhängende Nutzungseinheit (NUF ca. 690 qm) untergebracht. Die Einheiten sind jeweils als Dreibund organisiert, wobei die Mittelzone wahlweise auch offen und als Kombibüro-Fläche genutzt werden kann.
Jeder Nutzungseinheit ist ein großzügiger, als Loggia ausgebildeter Freisitz zugeordnet.
Im 4. OG ist der Seminarbereich („Think Tank“) und eine großzügige, von allen Parteien flexibel nutzbare Dachterrasse verortet.
Fassaden- und Dachbegrünung
Die gewünschte Fassadenbegrünung wird wie bei dem benachbarten Wachstums- und Festigungszentrum auf den beiden Stirnseiten realisiert.
Die Dachflächen sind mit Ausnahme der Dachterrasse extensiv begrünt.
Erläuterungen Tragwerksplaner
Bei der Entwicklung der Tragkonstruktion für den nicht unterkellerten Neubau wurde besonderer Wert auf Angemessenheit und Leistungsfähigkeit der Tragstruktur sowie ökologische Unbedenklichkeit gelegt. Das gewählte Haupttragwerk wird deshalb in Stahlbetonbauweise vorgesehen. Aus Gründen der Dauerhaftigkeit soll die tragende Betonstruktur in fugenloser Bauweise ausgebildet werden. Die fugenlose Bauweise führt zu robusten, dauerhaften und unterhaltsarmen Konstruktionen.
Die Grundrisse der Geschosse des Neubaus sind regelmäßig und befinden sich in guter statisch-konstruktiver Übereinstimmung. Der Lastabtrag für die vertikalen Einwirkungen erfolgt bei dem gewählten Tragwerkskonzept über Deckenplatten, tragende Wandscheiben und Stützen. Die Horizontalaussteifung der Betonkonstruktion erfolgt über eine ausreichende Anzahl von Wandscheiben in beiden Richtungen. Sämtliche lastabtragende Bauteile stehen übereinander und ermöglichen so einen direkten und damit äußerst wirtschaftlichen Lastabtrag.
In Abhängigkeit einer detaillierteren Betrachtung der vorherrschenden Baugrundverhältnisse erfolgt die Gründung des Neubaus idealerweise über Streifenfundamente in Kombination mit pfahlartigen Tragelementen in Form von Magerbetonplomben oder Rüttelstopfsäulen, welche die Einwirkungen bis auf den in tieferen Schichten liegenden tragfähigen Baugrund abtragen.
Alles in allem gewährleistet das gewählte Tragwerkssystem mit den nahezu stützenfreien Innenräumen in Verbindung mit nicht zu kleinen, aber statisch und wirtschaftlich noch sinnvollen Spannweiten im Hinblick auf die räumliche Nutzung eine hohe Flexibilität bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit.Durchden vorliegenden regelmäßigen Grundrissist es ohne weiteres möglich, dass gewählte Tragwerkskonzept in einer Stahlbetonfertigteil beziehungsweise -halbfertigteilbauweise zur Ausführung zu bringen, um so die Baustellenzeiten zu optimieren.