Städtebauliche Konzeption
Die neue Wohnbebauung auf dem Areal des ehemaligen Bauhofs im Anschluss an die denkmalgeschützte Ooswinkel-Siedlung ist als zeitgemäß interpretierte Ergänzung der von Paul Schmitthenner nach wie vor mustergültig konzipierten und sehr gut erhaltenen Siedlung angelegt. Die in der bestehenden Siedlung vorgegebenen Themen (Berücksichtigung der spezifischen Örtlichkeit, Wohnen in der Gemeinschaft, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Maßstäblichkeit, Angemessenheit der Mittel, handwerkliche Qualität, Liebe zum Detail) werden aufgegriffen und in etwas verdichteterer Bauweise zeitgemäß neu interpretiert. Gleichzeitig fügt sich neue Wohnbebauung ihrerseits behutsam und wie selbstverständlich in die besondere Lage zwischen denkmalgeschützter Siedlung, Oosbach und B500 ein. Drei unterschiedlich ausgeformte und über einen Laubengang miteinander verbundene Baukörper bilden die individuell ausgeformten Bausteine einer Kammstruktur, die sich nach Süden und zum Landschaftsraum des idyllischen Oosbachs hin großzügig öffnet. Zum Oosbach hin entsteht ein zusammenhängender Prospekt aus drei sich in der Höhe abstaffelnden Gebäudeköpfen und zwei grünen Innenhöfen. Die bestehende Bauflucht an der Schwarzwaldstraße wird aufgenommen, weitergeführt und nach Osten hin zum Abschluss gebracht. Die neue Bebauung ist maßstäblich und kleinteilig angelegt. Durch die Ausbildung eines Staffelgeschosses an der Schwarzwaldstraße und am Dr.-Groddeck-Weg wird die Traufhöhe der bestehenden denkmalgeschützten Häuser aufgenommen. In Anlehnung an die lebendige Dachlandschaft der bestehenden Siedlung erhalten die Neubauten Walmdächer.
Außenanlagen, Parkierung
Das neue Wohnquartier ist fußgängerfreundlich und weitgehend autofrei angelegt. Der städtische Vorplatz im Bereich des bestehenden Gebäudes Schwarzwaldstraße Nr. 511 und die neue Wohn- und Spielstraße in Verlängerung der Schwarzwaldstraße werden mit einem zusammenhängenden Pflasterbelag aus Naturstein großzügig zusammengefasst. Im südwestlichen Anschluss an die neue Wohnanlage entsteht an der Oos im Bereich des Brückenkopfes ein kleiner öffentlicher Platz („Oos-Plätzchen). Die „Grüne Einfahrt“ wird nach Osten hin durch die Anordnung des „Grünen Hains“ gestärkt. Der „Grüne Hain“ bildet gleichzeitig den östlichen Abschluss der Wohnanlage. In Ergänzung der bereits westlich des ehem. Bahnwärterhäuschen bestehenden PKWStellplätze entstehen östlich des Bahnwärterhäuschens im Schatten der Bäume der „Grünen Einfahrt“ 27 ebenerdige PKW-Stellplätze, die in Heckenräume integriert sind. Weitere 5 ebenerdige Stellplätze sind entlang des Dr.-Groddeck-Weges unter Bäumen angeordnet. Die Durchwegung der neuen Wohnanlage ist vielfältig und spannungsvoll angelegt: Von der Schwarzwaldstraße aus führen zwei offene Durchgänge über den jeweiligen grünen Innenhof zum Fuß- und Radweg an der Oos. Ein weiterer offener Durchgang führt vom Dr.Groddeck-Weg in einen der beiden grünen Innenhöfe. Die beiden Innenhöfe mit den jeweils zugeordneten Kleinkind-Spielplätzen stehen den Bewohnern der neuen Anlage zur Verfügung. Überdachte Fahrrad-Stellplätze sind in der TG und an verschiedener Stelle dezent in die Außenanlagen integriert vorgesehen. In der über die Wohn- und Spielstraße erschlossenen Tiefgarage sind über die baurechtlich notwendigen PKW-Stellplätze (36 WE x 1,5 PKW-Stpl/WE = 54 PKW-Stpl) (insgesamt 75 PKW-Stpl) weitere 21 PKW-Stpl. vorgesehen. Dadurch kann der in der bestehenden Siedlung vorhandene Parkplatz-Mangel etwas kompensiert werden. 465786
Wohnungsbau, Geschäftsstelle, Veranstaltungsbereich
Die neue Bebauung umfasst mit einer Geschossigkeit von III insgesamt 36 Wohneinheiten (21 x 2-Zi-WE, 10 x 3-Zi-WE, 2 x 4-Zi-WE, 3 x 4/5-Zi-Mais.). Die Hauseingänge der Wohnbebauung werden von der Wohn- und Spielstraße und von den beiden Wohnwegen aus erschlossen. In den drei Gebäudeköpfen an der Oos sind die Maisonetten angeordnet, die vom Dr.-Groddeck-Weg bzw. von zwei Wohnwegen aus erschlossen werden. Fast alle Wohnungen orientieren sich nach Süden und zu einem der beiden begrünten Innenhöfe bzw. zum Oosbach. Bis auf die Maisonetten sind alle Wohnungen über zwei Treppenhäuser und einen zusammenhängenden Laubengang erschlossen. Das Haupttreppenhaus verfügt über einen barrierefreien Aufzug, für das zweite Treppenhaus kann bei Bedarf ein weiterer barrierefreier Aufzug nachgerüstet werden. Gemäß LBO müssten die Wohnungen nur auf einer Geschossebene entsprechend barrierefrei und eingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbar sein. In der vorliegenden Planung sind die Wohneinheiten (mit Ausnahme der Maisonetten) auf allen Geschossebenen barrierefrei und eingeschränkt mit dem Rollstuhl nutzbar. Dadurch wird der in der bestehenden Siedlung vorhandene Mangel an barrierefreien Wohnungen kompensiert. Zentral angeordnete Räumlichkeiten zur Verwahrung der Mülltonnen sind in die Gebäudekubatur im EG integriert vorgesehen. Die Geschäftsstelle der Baugenossenschaft und der Veranstaltungsbereich sind besucherfreundlich im Bereich der nordwestlichen Gebäudeecke im Erdbeschoss angeordnet.
Fassadengestaltung
Die drei Gebäude werden jeweils dezent durch eine eigene Putzfarbe akzentuiert. Für die Fassaden der Häuser werden handwerklich strukturierte Putzflächen (horizontal ausgeführter „Besenstrich)“ und eingefärbte Sichtbeton-Fertigteile (Sockel, Fensterbank/ Fenstereinfassung, Brüstungsabdeckung) vorgeschlagen. Es sind weiß farbbeschichtete Holz- bzw. Holz-Alu-fenster vorgesehen. Als Sonnenschutz dienen unsichtbar in die Fassade integrierte Rollladen-/Jalousienkästen. Die Loggien im Bereich der Wohnungseingänge sind mit einer Holz-Verkleidung versehen. Die Dacheindeckung ist in Stehfalztechnik (z.B. Kupferblech) geplant.
Bauweise, Wirtschaftlichkeit, Flexibilität
Die monolithische Bauweise (Außenwände: Poroton; Decken: Stahlbeton) ermöglicht mit den vorgesehenen wirtschaftlichen Deckenspannweiten ein den Anforderungen an den Lärmschutz entsprechendes kostengünstiges Bauen. Durch eine auf wenige tragende Innenwände/ Stützen reduzierte Tragstruktur, übereinanderliegende Nassräume und die daraus resultierende geringe Zahl an Installationsschächten ergibt sich ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit und Flexibilität.
Energie, Ökologie, Nachhaltigkeit
Für die Energieversorgung käme z.B. ein BHKW kombiniert mit einem Nahwärmenetz In Frage. Im UG des Neubaus kann problemlos eine zentrale gemeinsame Energieversorgung für die bestehende Siedlung und die neue Wohnanlage eingerichtet werden. Die Baukörper der Wohnbebauung sind so ausgerichtet, dass eine optimale Ausnutzung der Sonnenenergie realisiert werden kann. Die einzelnen Gebäude sind sehr kompakt, d.h. mit kleinem Oberflächen-Volumen-Verhältnis (AV) ausgebildet. Die energetischen Vorgaben (EnEV 2014 -30%) werden eingehalten. Das anfallende Regenwasser wird (soweit genehmigungsfähig) in die Oos geleitet.